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Mac OS X: Schriftmanagementsoftware und ihre Vor- und Nachteile

Schriftmanagement reloaded

Qualität vor Quantität

Schriftenhandling ist ein scheinbar ewiges Thema im Publishing-Umfeld. Leider wird zu oft der Funktionsumfang der Schriftenmanager anstelle der Bedürfnisse des jeweiligen Anwenders in den Vordergrund gestellt.

DAVID UHLMANN Suitcase, Font­Agent, FontReserve, MasterJuggler, die Schriftensammlung. Der Markt der Schriftenverwaltungsprogramme ist seit Mac OS X deutlich grösser geworden, könnte man meinen. Tatsache ist, dass mit Ausnahme von FontAgent die anderen Programme schon unter Mac OS 9 existierten, nur aufgrund der Vormachtstellung von ATM wurden die anderen Angebote (Suitcase ausgenommen) meist nicht beachtet.

Eine Frage der Arbeitsweise

An erster Stelle sollte immer eine Checkliste stehen, anhand derer das richtige Werkzeug ausgesucht wird. Gerade beim Fonthandling achtet man viel zu oft auf die Funktionen und deren Menge, anstatt sich darüber Gedanken zu machen, was man wirklich braucht. So sind die Bedürfnisse einer Druckerei, die viele Daten entgegennehmen muss, ganz anders, als diejenigen von Designern und Grafikern. Während in der Datenannahme Schriften nur geladen werden sollen (und nur diese und sonst keine!), stellt ein Logodesigner den Anspruch, Schriften in einem Preview betrachten zu können, auch wenn diese noch nicht aktiv sind. Eine weitere wichtige Frage ist die nach den «Dubletten», also den Duplikaten von Schriften. Dabei muss beachtet werden, dass ein Schriftenverwaltungsprogramm grundsätzlich mit dem Namen der Schrift arbeitet. Will heissen, dass zwei Helveticas, die verschiedene Eigenschaften in Bezug auf Laufweite etc. aufweisen, aber den gleichen Namen tragen, so dann auch als Duplikat verstanden werden. Auch ein Layoutprogramm sucht nach dem Font, der von Betriebssystem oder Schriftenverwaltungsprogramm zur Verfügung gestellt wird. Wenn verfügbar, wird dieser Font verwendet. Diese Praxis ist auch kaum zu ändern, denn wenn ein Programm zuerst sämtliche Textboxen auf die korrekte Ausrichtung des Textes überprüfen würde, wäre das Öffnen eines Dokuments eine Sache von Stunden.

Datenhandling, Druckereien

Bei Druckereien sind Features wie Vor­ansicht der Schriften meistens nicht notwendig, der Kunde, in vielen Fällen die Agentur, liefert ja die Schriften hoffentlich mit, und dann sollen genau diese Zeichensätze verwendet werden. Eine automatische Aktivierung der Fonts führt hier sehr oft in eine gefährliche Sackgasse. Umgebungen, die in erster Linie Daten entgegennehmen, empfehle ich immer das «Fonthandling via Finder». Damit wird mit den Möglichkeiten von Mac OS X gearbeitet. Im Gegensatz zu Mac OS 9 gibt es folgende Eigenschaften:

  • Schriften können in den «Privat/Library/Fonts»-Ordner kopiert werden und stehen sofort allen Programmen zur Verfügung. Es ist also kein Neustart der Applikationen bzw. des Betriebssystems mehr notwendig.
  • Es ist möglich, die Schriften in Unterordner zu verpacken, um so für Ordnung zu sorgen (z.B., um Kunden- oder Jobordner anlegen zu können).

Zu den Abbildungen: Der rote Punkt ist ein Ordner innerhalb der Privat-Library mit dem Namen «Fonts (aus)», er kann auch anders heissen. Der grüne Punkt mit dem Namen «Fonts» ist der von Mac OS X zur Verfügung gestellte «Privat/Library/Fonts»-Ordner, der einfach ein anderes Icon bekommen hat (der Autor sendet die Icons gerne zu). Beide Ordner werden in der Symbolleiste verlinkt und stehen ab sofort in jedem Finder-Fenster zur Verfügung. Das ganze lässt sich auch serverbasiert aufbauen. Alle Mitarbeiter greifen dann via Fileserver auf die Schriften zu, ohne dass es einen Nachteil im Netzwerk-Traffic oder Handling geben würde. Denn sobald ein Ordner über das grüne Icon bewegt wird, gibt es automatisch eine Kopie, wenn sich der Quellordner auf einem anderen Volume befindet. Das Deaktivieren der Schriften passiert entweder über Löschen (falls der Font kopiert wurde) oder über Zurückverschieben in das Verzeichnis «Fonts (aus)». Auch hier gilt: Applikationen müssen nicht neu gestartet werden. Diese Art des Schriftenmanagements hat sich in der Praxis gerade in Druckereien als sehr stabil und unkompliziert bestens bewährt. Falls die Vorschau der Schriften vor der Aktivierung ein Kriterium ist, muss zu einem anderen System gegriffen werden.